Was ist Phytotherapie?

Pflanzenheilkunde ist eine komplementären Medizin, bei welcher pflanzlichen Wirkstoffe extrahiert werden und Arzneimittel aus Pflanzen (=Phytotherapeutika) hergestellt werden können. Diese grenzen sich klar von homöopathischen Arzneimitteln oder Nahrungsergänzungsmitteln ab, da die pflanzlichen Extrakte eine messbare Wirkung zeigen. Sie müssen gezielt eingesetzt werden und nicht «einfach so» als Supplement, da die Wirkstoffe auch Nebenwirkungen erzeugen können, ähnlich wie chemische/synthetischen Medikamente.

Wie kann man Phytotherapie bei Tieren verwenden?

Weil Hunde und Katzen in der Regel nur ungerne Kräutertee oder Tinkturen trinken, nutzt man Pflanzenextrakte in Trockenform oder in Lösungen, die nicht mit Alkohol gemischt sind. So ist die Dosierung des Wirkstoffs erhöht. In Trockenform müsste das Tier viele Tabletten einnehmen, damit die Wirkstoffe eine ausreichende Konzentration für eine optimale Wirkung haben. Deswegen haben wir entschieden, in der Kleintierpraxis im Moos mit  Flüssigkeitsextrakten standardisierter Frischpflanzen in Glycerinlösung (EPS) zu arbeiten.

Was sind Flüssigkeitsextrakte standardisierter Frischpflanzen in Glycerinlösung (EPS)?

EPS sind flüssige Extrakte aus standardisierten Frischpflanzen und Glycerin, die durch ein innovatives und patentiertes Extraktionsverfahren gewonnen werden. Eine ausserordentliche Konzentration an Wirkstoffen ist damit garantiert und bringt für die Haustiere Qualität und Sicherheit. Ohne Alkohol können diese Pflanzenextrakte an Haustiere ohne Probleme verabreicht werden. Diese pflanzlichen pharmazeutischen Rohstoffe stammen in den allermeisten Fällen aus biologischem Anbau. Diese Rohstoffe werden durch das Pileje Labor (Wamine in die Tiermedizin) vermarktet. Unsere  spezialisierte Tierärztin kombiniert sie nach einer persönlichen Konsultation mit Ihrem Haustier.

Für welche Tiere ist eine Phytotherapie geeignet?

Die Phytotherapie ist für die meisten Patienten geeignet, entweder allein oder in Kombination mit einer klassischen Therapie. Sie kann bei Hunden, Katzen, Kaninchen, Vögeln usw. angewendet werden. Besonders interessante Wirkungen beobachten wir bei Patienten mit chronischen Krankheiten, um die erforderliche Medikamentendosis zu reduzieren, die Nebenwirkungen von Kortison zu begrenzen oder um Rückfälle zu vermeiden. Die verschiedenen Indikationen für eine phytotherapeutische Behandlung sind folgende:

  • chronische/rezidivierende Krankheiten (Zystitis, Gingivostomatitis, Hepatitis, Pankreatitis, Dermatitis,
    Arthrose, Asthma, Schnupfen…)
  • virale Erkrankung (Calicivirus, Zwingerhusten…)
  • Magen-Darm Störungen
  • Ältere Tieren mit kognitiven Störungen
  • Prävention (Stress bei Reise oder Umzug, Nierenerkrankung…)

Wie wird eine Phytotherapie-Mischung erstellt?

Sie können telefonisch einen Termin vereinbaren. Während der Konsultation wird eine klinische Untersuchung und wenn nötig weitere Abklärungen (Blutuntersuchungen, Röntgen, Ultraschall…) durchgeführt. Eine Diagnose ist erforderlich für die Erstellung eines Phytotherapieplans. Unsere spezialisierte Tierärztin kombiniert daraufhin die EPS-Mischung (oft 3-4 Pflanzen) für Ihre Haustiere. Oft werden Probiotika mitgegeben, damit die Pflanzenextrakte im Darm richtig verstoffwechselt werden und damit die Therapie eine optimale Wirkung erzielt.
2 Wochen nach Therapiestart brauchen wir eine E-Mail-Rückmeldung von Ihnen, damit wir die Dosierung oder die Auswahl der Pflanzenextrakte anpassen können. 1 Monat nach Therapiestart wird eine telefonische Besprechung mit unserer spezialisierten Tierärztin vereinbart, um über die weitere Behandlung zu entscheiden.

Gibt es Nebenwirkungen?

EPS sind oft sehr gut toleriert. Ein paar Tiere können wegen des Glyzerins Durchfall entwickeln, dann muss die Dosierung angepasst werden. Wie bei jeder Therapie kann es manchmal zu Nebenwirkungen kommen und einige Pflanzen dürfen nicht zusammengemischt werden oder nicht mit einigen klassischen Medikamenten (z. B. Phenobarbital) kombiniert werden. Halten Sie sich unbedingt an die Angaben und Dosierungen Ihres Tierarztes, denn ein pflanzliches Medikament ist nicht immer ohne Risiko!

Geschrieben von

Marine Inglebert

Dr. med. vet.

Marine Inglebert hat im 2016 ihr Studium der Veterinärmedizin abgeschlossen. Neben Ihrer Tätigkeit an der Vetsuisse Fakultät Bern arbeitet sie seit 2020 in der Kleintierpraxis im Moos.