Art der Erkrankung

Die Schilddrüse ist ein hormonproduzierendes Organ, welches im Halsbereich der Luftröhre anliegt. Die Hauptaufgaben der Schilddrüse sind der Jodstoffwechsel und die Herstellung des Schilddrüsenhormons. Die Hormonproduktion und die Ausschüttung werden von der Hypophyse im Gehirn gesteuert.
Das inaktive Schilddrüsenhormon Levothyroxin (T4) wird in den Blutkreislauf entlassen und in den Körperzellen in die aktive Form Trijodthyronin (T3) umgewandelt.

Was bedeutet Hypothyreose?
Die Hypothyreose ist eine Unterfunktion der Schilddrüse. Das heisst, dass zu wenig Schilddrüsenhormon produziert wird. In der Folge kommte es zu einer reduzierten Stoffwechselleistung. Da die Schilddrüse Einfluss nimmt auf verschiedene Bereiche des Körpers, kann die klinische Erkrankung bei einem Schilddrüsenhormonmangel sehr vielfältg sein. Die Schilddrüsenhormone sind unter anderem für den Energiestoffwechsel und das Wachstum von Zellen wichtig.

Symptome

Abgeschlagenheit
Gewichtszunahme
Hautveränderungen
Haarverlust
Müdigkeit
Reduzierte Leistungsfähigkeit
Verhaltensveränderungen
Temperaturempfindlichkeit
Unregelmässiger Zyklus Hündin

Die Ursachen

Es gibt primäre und sekundäre Ursachen für eine Hypothyreose. In 95% der Fälle liegt eine primäre Ursache vor. Das heisst, die Ursache liegt in der Schilddrüse selber. Es werden eine immunologischen Zerstörung und Entzündung oder eine Atrophie (Gewebeschwund) des Schilddrüsengewebes unterschieden. Diese Zerstörung der Zellen führt zu einer erniedrigten Schilddrüsenhormonproduktion.In seltenen Fällen können auch die chirurgische Entfernung der Schilddrüse, Medikamente zur Reduktion des Schilddrüsenhormons oder eine Behandlung mit radioaktivem Jod zu einer Hypothyreose führen.

Welche Tiere sind von der Erkrankung betroffen?
Grundsätzlich kann jeder Hund an einer Hypothyreose erkranken. Die Krankheit kommt jedoch bei einigen Rassen vermehrt vor. Dazu zählen vor allem grössere Rassen, wie: Leonberger, Hovawart, Rhodesian Ridgeback, Briard, Riesenschnauzer, Border Collie, Boxer, Barsoi, Welsh Springer Spaniel, Cockerspaniel, Dalmatiner, Dogge, Dobermann, Englisch Setter, Golden Retriever, Flat Coated Retriever, Labrador Retriever, Dackel. Die Krankheit tritt am häufigsten bei mittelalten Hunden auf (4-10 jährig). Sie kann aber grundsätzlich in jedem Alter vorkommen. Es sind beide Geschlechter betroffen.

Die Symptome

Bei einer Unterfunktion im Welpenalter kommt es zu unproportionalem Zwergwuchs (grosser breiter Kopf mit kurzem Hals und kurzen verkrümmten Gliedmassen) und zu einer Unterentwicklung des Gehirns. Im Alter kann es zu den beschriebenen Symptomen (siehe Kasten) und zu tiefer Herzfrequenz und Kälteintoleranz (suchen oft warme Plätze zum schlafen/liegen) kommen. In manchen Fällen ist die Hypothyreose Auslöser einer Verhaltensveränderung. Die Krankheit kann auch eine plötzliche Kopfschiefhaltung bis hin zum Torkeln und zum Umfallen auslösen, das sogenannte „geriatrisches Vestibulärsyndrom“.
Die Symptome entwickeln sich meist über längere Zeit und hängen stark von der Dauer und vom Schweregrad der Erkrankung ab.

Die Schilddrüsenhormone übernehmen sehr vielfältige Funktionen. Dementsprechend verschiedenartig sind die Symptome:

  • Die Hunde sind antriebslos, müde und zum Teil schwach.
  • Es kommt zu einer Gewichtszunahme bei eher vermindertem Appetit.
  • Es kommt zu Fellveränderungen mit Schuppen, stumpfem, trockenem Fell und haarlosen Stellen.
  • Die Haut fühlt sich, besonders im Kopf- und Nackenbereich, dick und teigig an (trauriger Gesichtsausdruck, Stiernacken).
  • Hündinnen können einen veränderten Zyklus zeigen.
  • Plötzlich auftretende Verhaltensveränderungen bis hin zum sogenannten geriatrischen Vestibulärsyndrom kommen vor.

Die Diagnose

Die Diagnose wird durch eine Blutentnahme gestellt. In der routinemässigen Blutuntersuchung können Hinweise auf eine Hypothyreose vorliegen. Bei einem Verdacht müssen noch zusätzliche Blutwerte bestimmt werden. Hunde, welche unter einer Hypothyreose leiden, zeigen einen erniedrigten Spiegel des Schilddrüsenhormons (T4), während das aus dem Gehirn stammende Regulationshormon (TSH) erhöht ist. Dieses TSH versucht die Schilddrüse zu einer vermehrten Produktion von Hormonen anzuregen (Regelkreis). Die Interpretation der Blutresultate ist jedoch nicht immer eindeutig, da die Hormone durch verschieden Faktoren beeinflusst werden. Unter anderem das Alter: jüngere Tiere haben höhere T4-Werte, im Alter sinkt das T4. Krankheiten und viele Medikamente erniedrigen den T4-Wert.

Die Behandlung & Therapie

Die Therapie besteht in der Substitution (Ergänzung) des fehlenden Schilddrüsenhormons Thyroxin durch ein synthetisches Hormon (Forthyron®, Leventa®). Das Medikament sollte nicht mit dem Futter verabreicht werden. Die Medikamente müssen täglich und lebenslang gegeben werden.

Wie oft muss ein behandelter Hund nachkontrolliert werden?
Nach etwa 1-2 Wochen können die Besitzer beobachten, dass die Hunde aktiver und weniger müde sind. Eine erfolgreiche Therapie führt auch zu erneutem Haarwuchs und einer verbesserten Hautqualität. Die erste Kontrolle erfolgt normalerweise 4 Wochen nach dem Beginn der Therapie mittels Blutkontrolle des T4. Anschliessend sollte etwa alle 2 Monate eine Blutentnahme erfolgen. Sobald die Medikamente gut angepasst sind, werden die Intervalle zwischen den Nachkontrollen verlängert. Gut eingestellte Hunde werden ca. 2x jährlich kontrolliert.

Wie ist die Prognose bei einer Hypothyreose?
Hunde, welche lebenslang mit Medikamenten behandelt werden, haben eine normale Lebenserwartung.

Geschrieben von

Anna Geissbühler Philipp

Dr. med. vet. FVH für KleintiermedizinDipl. Verhaltenstierärztin STVV

Anna Geissbühler Philipp ist seit 1991 Diplomierte Tierärztin im Kleintierbereich. Eröffnung der eigenen Praxis 1998. Durch ihre langjährige Erfahrung im Bereich Kleintiermedizin und laufenden Weiter- und Fortbildungen, vor allem in den Bereichen der Inneren Medizin, verfügt Sie über ein grosses Know-How und Wissen. Dieses gibt Sie aktiv an Ihre Mitarbeiterinnen und Auszubildenden weiter. Zusätzlich hat sich Anna Geissbühler Philipp im Bereich der Verhaltsmedizin weitergebildet und 2006 mit Diplom zur Verhaltenstierärztin abgeschlossen.